easy jet = NOT so easy
Was haben eine Freundin mit ‚Rücken‘, drei großen Koffer, die Londoner Subway, der Flughafen Luton und die Fluggesellschaft easy jet mit dem Begriff „easy“ * gemeinsam? Im letzten Fall 4 Buchstaben, ansonsten ungefähr so viel wie das Paradies mit einer Unterhose zu tun hat, nämlich rein GAR NICHTS!
Fangen wir doch mit dem ersten der 4 hübschen Buchstaben an:
‚e‘ wie Erhebliche Verspätung
Um es kurz zu machen: Die Freundin mit ‚Rücken‘, welche uns unbedingt zum richtigen Zug nach Luton begleiten wollte damit wir nicht verlorengehen, ihre drei Koffer, welche sie selber nicht in der Lage war, die unzähligen Treppen der Londoner Subway rauf und runter zu schleppen und ihre Meinung, dass der Zug von King“s Cross 15 Minuten (bis Luton Airport bräuchte (In echt 45 Min.), führten zu einer – sagen wir mal – etwas späteren Ankunftszeit am Bahnhof Luton Airport, die mit unserem Wunschtermin nicht mehr viel gemeinsam hatte.
‚a‘ wie Abgefahren
So weit so schlecht, Doch meine Frau und ich (welche, also uns beide zusammen, ich im weiteren Verlauf des Textes schlicht als ‚wir‘ bezeichnen werde) waren noch voller Hoffnung, denn WIR hatten ja NUR Handgepäck, KEINEN ‚Rücken‘ und unsere Boarding-Pässe schon auf dem iPhone. Also ab zum Gate…… Aber nein, da war kein Gate, da war auch kein Flughafen! Da war, oder besser gesagt ‚war gewesen‘ ein verdammter Shuttle Bus, der vor unserer Nase abfuhr. ABGEFAHREN! IRRE! Hilflos suchten unsere Augen nach einem alternativen Fortbewegungsmittel, einem Wink, Tipp, Wurmloch, Beamer, einer Zeitreise-Maschine… und fanden einen Herrn mit einer offiziell wirkenden Kappe. Der fragte uns nach unseren Fahrkarten (Fahrkarten? Fahrkarten? Ich denke wir sind am Flughafen?!). Völlig baff kramten wir unsere 12£ teuren Bahntickets raus, die für den Shuttle NATÜRLICH NICHT GÛLTIG waren. Für diesen hätten wir jeweils 1,60£ zu zahlen, bitte. Total panisch kramten wir nach Kleingeld, lösten die Tickets und… warteten. Die Zeit wurde langsam echt knapp.
Sprung zu
’s‘ wie Saublöd
Endlich am echten Airport angekommen, drängeln wir uns an verständnisvollen ‚Schlangenmenschen‘ direkt bis zum Security Check vorbei und fangen uns sehr böse Blicke und noch mehr Delay ein, wegen… unserer Liquid Bags, zwei kleinen durchsichtigen Plastikbeuteln mit Zip-Verschluss, mit denen wir in ach wie vielen Ländern noch nie Probleme hatten. NICHT so in Easy-Luton-Land! „NEIN, Sie müssen einen Beutel mit Klick-Verschluss benutzen. Den können Sie dort hinten am Automat kaufen. Haben Sie eine 2£ Münze?“ Und natürlich hatten wir KEINE 2£ Münze und der Automat wollte es natürlich passend. Und nachdem uns ein immer noch freundlicher ‚Schlangenmensch‘ Geld gewechselt hatte konnte ich durch lautes Piepsen punkten, da ich in der Aufregung das iPhone in der Hosentasche vergessen hatte, woraufhin ich dem längsten Heavy Metal Body Check meiner Flugkarriere unterzogen wurde während ‚Helen‘ (wie ich im weiteren Verlauf des Textes meine Frau bezeichnen werde) beim Umpacken von Beutel zu Beutel ihr Parfüm in den Koffer gerutscht war und sie selbiges nach großem Trara eigenhändig dort wieder rausfischen und vor den strengen Augen des Sicherheitsbeamten in den kleinen 1£ teuren Beutel quetschen durfte. SAUBLÖD gelaufen!
Doch nun endlich zu
‚y‘ wie Yesterday
Mit Müh und Not doch noch zum Gate geschafft, wurden wir nicht mehr in die Maschine gelassen, obwohl die Treppe noch angedockt und die Türen noch geöffnet waren. Wehmütig schauten wir später dem Flieger hinterher, der mit 15 Minuten Verspätung die Parking Position verließ. Das alles war ärgerlich genug. Dann wurden wir mit dem schnell dahin genuschelten Satz „Go to gate 22 they will bring you back out“ abgefertigt und stehen gelassen. An gate 22 war niemand und es kam auch niemand. Erst nach mehrfachen Gesprächen mit Flughafenpersonal, denen wir unser Anliegen, möglichst schnell und auf jeden Fall heute noch nach Hamburg zurück zu kommen, mitteilten, kam nach fast 1 Stunde jemand, der uns endlich „rausbrachte“ und zum easyJet Schalter schickte. Dort durften wir anstehen und erfuhren dann, das an diesem Tag kein einziger Flug mehr nach Deutschland ginge. Alternativ-Angebote wurden nicht gemacht. Der Nächste bitte!
„Yesterday, all my troubles seamed so far away…“
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germanwings = Fliegen mit Partner-Trennung
Da soll man doch tatsächlich mehr bezahlen wenn man nebeneinander sitzen möchte! Da wird so manche Beziehung auf die Probe gestellt, 9€ pro Kopf pro Flug, nur um NEBENEINANDER sitzen zu dürfen. WAS für eine Dienstleistung! Das ist keine Dienstleistung, das ist emotionale Erpressung. „Ist dir unsere Beziehung nicht mal 18€ wert!?“ Da wird’s dann eng. Doch vielleicht wäre es in dem Fall sinnvoller das Geld in ein ordentliches Bordgetränk zu investieren. Hilft auch gegen Flugangst, die man ja spätestens jetzt ganz rational haben darf/kann, seitdem es Mode ist, zivile Flieger über pro-russischem Gebiet einfach mal ab zu ballern. Nein, zurück zum Thema, ist das wirklich rechtens? Mehr Geld dafür zu verlangen, dass Menschen nebeneinander sitzen wollen? Ich dachte immer, Einzelplätze seien teurer. Und im Restaurant kriegt man noch einen Schnaps spendiert, wenn man sich irgendwo dazu setzen soll. Apropos Schnaps, zurück zum Bordgetränk. Gibt’s eigentlich noch den Lufthansa Cocktail? DAS Getränk, welches am Ende unserer Cocktailparty als einziges noch nicht leergesoffen los schlecht schmeckte. Es war zwar immer irgendwie Kult, aber Kult muss man ja nicht unbedingt trinken. Danziger Goldwasser, das wurde weder ‚angerührt‘ noch geschüttelt, Wobei nicht klar war, ob wir nicht einfach das Gold aufbewahren wollten um es in ordentlichen Alkohol umzutauschen.
Ryanair = Alles Käse statt Mettwurst
Es ist doch ganz einfach. Früher war das so. Du gehst in einen Kaufmannsladen, fragst: „Haben sie Mettwurst und wenn ja was kostet die?“ Der Herr Kaufmann oder die Frau Kauffrau antwortet: „Haam wir, kost‘ zwei Maaak das Pfund“. Dann sagst du:“Nehm ich“, bezahlst 2 Mark und bekommst dafür – na was? – ein Pfund (also 500 Gramm) Mettwurst! Der HAMMER, der WAHNSINN, echt KRASS! Du möchtest etwas und bekommst GENAU DAS. Und das zu dem angegebenen Preis in der angegebenen Menge! Das Schlimmste, was dir passieren konnte, war „Haaam wir, aber heute nich‘ mehr, iss aus. Soll ich Ihnen (Ja, „Ihnen“ noch groß gesprochen) für morgen was zurücklegen?“ zu hören.***
Und dann kamen die großen Supermärkte, sie verdrängten die kleinen Läden von Herr und Frau Kaufmannfrau. Und plötzlich war es ‚billiger‘ drei paar verschiedenfarbige Socken zu kaufen, als nur ein Paar in deiner Wunschfarbe.
Und dann kam das Internet, und plötzlich musste man höllisch aufpassen, was man anklickt, bzw. „abklickt“, also entklickt, denn es war ja schon angeklickt ( Z.B., „Ich schließe eine sauteure Zusatzversicherung ab.‘) Das mit dem vorher angeklickten haben sie dann tatsächlich gesetzlich abgeschafft.
Aber DIE von Ryanair, die ausgebufften Iren, haben einen viel raffinierteren Weg gefunden, uns eine Versicherung anzudrehen. Es gibt dort ein sogenanntes Dropdown (Fallrunter) Menü. Wenn du da drauf klickst, siehst du eine riesige Liste mit Ländern, Ländern, Ländern. Was du nicht siehst, ist, dass GANZ am Ende der Liste der Eintrag „Keine Versicherung“ steht. Also klickst du fleißig weiter und bekommst am Ende, NEIN KEINE Mettwurst, sondern eine SAUTEURE ZUSATZVERSICHERUNG! Dabei gibt es kaum eine Versicherung heutzutage, die du WIRKLICH brauchst, bzw. die dir WIRKLICH in der Not hilft, ausser der Versicherung gegen einen ungewollten Versicherungsabschluss vielleicht.
Oder irre ich mich? Aber Iren sind schließlich menschlich!
FAZIT:
Ich zahle GERNE etwas mehr, wenn ich eine transparente Preispolitik und eine faire Dienstleistung bekomme. Viel lieber, als mich auf die ‚billige Art‘ verscheißern zu lassen. „Ein Pfund Mettwurst bitte.“ „Darf es etwas mehr sein?“ „Danke, gern!“
Sternchen-Erklärungen:
* auf deutsch: leicht, einfach, mühelos)
** Ich weiß, dass ich nichts einfordern kann und rechtlich alles abgesichert ist. Dennoch denke ich, dass ein guter Service sich auf Dauer immer bezahlt macht. Und dieser steht und fällt mit dem Personal. Wie dankbar wären wir gewesen, hätte man uns noch in die Maschine gelassen! Zeit war noch genug. Wie hilflos kommt man sich vor, wenn die einzige Person, die sich auskennt, einen wegschickt, anstatt einen an die Hand zu nehmen. Wie viel Zeit könnte man sparen, wenn selbiges Personal z.B. den Schalter verständigt und man z.B. die Info, dass keine Flüge mehr gehen sofort erhält. Ferner wäre es durchaus sinnvoll, sich von Zeit zu Zeit in die Situation eines einfachen Touristen hinein zu versetzen und dementsprechend Stolpersteine, wie z.B. den zahlungspflichtigen Shuttlebus zu eliminieren, bzw. besser zu kommunizieren.
*** Ach, es geht auch anders, in unserem Großen Supermarkt um die Ecke fühle ich mich fast wieder wie bei Herr und Frau Kaufmannfrau. Es werden Dinge zurückgelegt. Ich kann da anrufen und fragen ob sie was da haben. Wenn sie mal etwas nicht haben – und DIE haben ECHT viel! – fragen sie nach was das genau ist was man sucht. Und dann besorgen die DAS! Wenn man mal etwas im Laden sucht, verschwindet das Personal NICHT blitzschnell im Lager, sondern führt dich bis zum gesuchten Regal. Und das alles – na was? – FREUNDLICH!